Wir alle Leben in unserer eigenen Welt. Jeder von uns nimmt die Realität durch eigene Wahrnehmungsfilter war, da wir ohne diese Filter die Vielzahl an Wahrnehmungsreizen nicht verarbeiten könnten. Im Folgenden möchte ich einige dieser Wahrnehmungsfilter (auch Metaprogramme genannt) beleuchten, um Klarheit darüber zu ermöglichen, durch welche Filterstrukturen Realität konstruiert werden kann. Erst, wenn wir die unbewussten Filtermechanismen verstehen, können wir Einfluss auf sie nehmen und somit Kontrolle über unser Handeln gewinnen und andere Menschen besser verstehen.
Ich möchte gerne ein Metaprogramm vorstellen, dass sich auf die Betrachtung des eigenen Lebensverlaufs bezieht. Der eigene Lebensweg (oder im Kleineren auch die berufliche Karriere) kann entweder als Aneinanderreihung immer wiederkehrender Zyklen gesehen werden, oder als lineare Entwicklung, in der es keine oder kaum Wiederholungen gibt. Das Metamodell der Häufigkeit (welches einordnet, ob man Dinge eher einmalig oder mehrfach wiederholt) klingt ähnlich ist aber hier nicht gemeint. Es geht bei der Frage nach zyklischen oder linearem Lebensmodell um die Frage, ob man in immer wiederkehrenden Analogien lebt und plant oder von Grund auf neuartige Erlebnisse erwartet.
Personen mit dem Metaprogramm „Zyklischer Lebensweg“ verstehen das Leben als Wiederholung von ähnlichen Abläufen in verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen. Es geht also nicht um eine 1zu1 Wiederholung, sondern um Analogien, die sich im Detail immer unterscheiden können, aber im Grundsatz dasselbe sind. Dies wird jedoch nicht als langweilig, sondern als strukturgebend empfunden. Für Personen mit diesem Metaprogramm ist klar, dass sie jedes Jahr am selben Ort Weihnachten feiern. Im beruflichen Kontext sehen sie in jeder neuen Position eine Wiederholung derselben Abläufe, die sich lediglich im konkreten Inhalt und dem Befugnisbereich unterscheidet. Menschen mit diesem Wahrnehmungsfilter, gestalten ihr Leben mit Gedanken die wiederkehrenden Zyklen immer interessanter und optimaler zu gestalten. Der Sommerurlaub im immer gleichen Hotel wird im Laufe der Jahre dadurch weiterentwickelt, dass höhere Zimmerkategorien gebucht oder das der Flughafentransfer von einem privaten Taxiunternehmen anstelle eines Sammelbusses durchgeführt wird.
Denkt man dieses Metaprogramm im Extremen zu ende, gelangt man zu dem Konzept des „Wiederholungszwanges“, das Sigmund Freud in der Psychoanalyse geprägt hat. Ich möchte hier jedoch nicht auf die krankhafte Ausprägung zu sprechen kommen, sondern auf der Ebene der unbewussten, individuellen Wahrnehmungsfilter bleiben, die unser Dog-Mind dominieren.
Personen mit dem Metaprogramm „linearer Lebensweg“ verstehen ihren Lebensweg als eine Verkettung individueller und nicht wiederholbarer Ereignisse. Stellt sich ein Gefühl der Repetition ein, haben sie schnell das Gefühl in einer Sackgasse gelandet zu sein. Menschen die „linear“ leben, können und wollen ihre Zukunft nicht langfristig im Voraus planen. Im beruflichen Kontext ist jedes Geschäftsjahr ein völlig neues Spiel, kein Projekt wie das andere und jeder Quartalsabschluss ein neues Abenteuer. Ist eine Situation, ein Lebensabschnitt oder eine Karrierestufe genommen, ist der Anspruch, sich nun in neue Gewässer vorzuwagen, ohne den Gedanken zu haben, etwas vormals Erlebtes analog wieder erleben zu wollen oder müssen.
Um den Grundgedanken hinter dem Metaprogramm „linearer Lebensweg“ zu erläutern bietet sich ein Exkurs in die betriebswirtschaftlichen Kostenplanung an. Werden kosten für die nächste Geschäftsperiode geplant, kann entweder die Ausgabenstruktur aus der Vorperiode als Basis genommen werden, oder man arbeitet mit dem sogenannten „Zero-base-budgeting (ZBB)“. Diese Nullbasisbudgetierung ist – wie es der Name sagt - eine Planung von Null, also ohne dabei auf vergangene Ausgabenkalkulationen zurück zu greifen. Jede potentielle Ausgabe muss von Null auf neu gerechtfertigt werden. In diesem Modus gehen Menschen mit dem Metaprogramm „linearer Lebensweg“ durch ihr Leben. Nur weil etwas schon mal war, heißt dies noch nicht, dass es so oder so ähnlich nochmal bestand haben muss.
Sprachmuster für „zyklischer Lebensweg“:
· Same shit, different day.
· Täglich grüßt das Murmeltier
· Wenn wir in 7 Jahren zusammen wieder hier unter dem Weihnachtsbaum sitzen
· Unser Geschäft folgt dem typischen Schweinezyklus
· Das habe ich alles in meiner letzten Position schon mal gesehen
· Ich bin froh, wenn alles wieder normal ist
Sprachmuster für „linearer Lebensweg“:
· Mal schauen, was das nächste Abenteuer bringt.
· Ich kann noch nicht absehen, was mich wirklich in meiner neuen Position erwartet.
· Nächstes Jahr Weihnachten? Keine Ahnung, wo ich dann wohnen werde.
· Man kann niemals zweimal in denselben Fluss steigen.
Nutzung des Metaprogramms Lebensweg - zyklisch/linear:
Vor der nächsten Veränderung kann es hilfreich sein, sich zu fragen, ob man die Wiederholung eines bereits bekannten Musters erwartet, oder ob man mit etwas völlig Neuem rechnet. Beides kann hilfreich sein. Versuchen wir jedoch, altbekannte Vorgehensweisen auf eine noch nie dagewesene Herausforderung anzuwenden, stehen unsere Erfolgschancen schlechter.

Zusammengefasst:
Erkenne wir, wann wir unser Leben als Aneinanderreihung von Analogien sehen, oder als Verkettung einzigartiger Momente, können wir bewusster unsere Reaktionen auf Herausforderungen steuern.
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