Wir alle Leben in unserer eigenen Welt. Jeder von uns nimmt die Realität durch eigene Wahrnehmungsfilter war, da wir ohne diese Filter die Vielzahl an Wahrnehmungsreizen nicht verarbeiten könnten. Im Folgenden möchte ich einige dieser Wahrnehmungsfilter (auch Metaprogramme genannt) beleuchten, um Klarheit darüber zu ermöglichen, durch welche Filterstrukturen Realität konstruiert werden kann. Erst, wenn wir die unbewussten Filtermechanismen verstehen, können wir Einfluss auf sie nehmen und somit Kontrolle über unser Handeln gewinnen und andere Menschen besser verstehen.
Bei diesem Metaprogramm ordnen Personen ihre Welt nach Übereinstimmung oder Unterschieden ein. Menschen nehmen in Situationen entweder eher Ähnlichkeiten oder Ungleichheiten war. Gleichbeispielsortierer suchen also grundsätzlich nach Gemeinsamkeiten und nach Gründen, was für ein bestimmtes Argument sprechen könnte. Gegenbeispielsortierer suchen und finden „den Haken“ in einer Argumentation und fragen sich warum genau das Gegenteil vom gesagten wahr sein könnte.
Gleichbeispielsortierer konzentrieren sich auf Ähnlichkeiten und sind schneller begeisterungsfähig. Sie fokussieren sich eher auf die Vorteile einer Sache und sehen über differenzierende Elemente hinweg (Bayern-Fan trifft auf Schalke-Fan: „Klasse, wir lieben beide Fußball). Gleichbeispielsortierer suchen auch über zeitlich große Abstände nach gleichen Mustern und sind daher geneigt auch in völlig neuen Situationen Übereinstimmungen mit schon erlebtem zu finden.
Gegenbeispielsortierer sehen ihre Daseinsberechtigung im beruflichen Kontext oft darin, Bedenken geäußert zu haben. Sie sehen sich gerne als „Advocatus diaboli“ oder Sparringspartner, welcher in einer Diskussion bewusst Gegenargumente einbringt, um sie dadurch zu bereichern. Gegenbeispielsortierer nehmen um einer Sache willen gerne die Gegenseite ein, da sie eine nahezu unerschöpfliche Quelle an Einwänden im Kopf haben.
Einem Gegenbeispielsortierer fallen auch im privaten Kontext sofort 100 Gründe ein, warum etwas gerade Gesagtes nicht stimmen kann. Begründet ein Gegenbeispielsortierer eine Entscheidung, wird er explizit aufführen, warum er etwas nicht getan hat – hier kann man den Eindruck gewinnen, dass es gar keine Alternative gab. Gegenbeispielsortierer wirken meist schwer begeisterungsfähig und sind sehr gut in der Fehlererkennung. Abstrakte Modelle sind für Gegenbeispielsortierer nicht leicht anzunehmen, da ihnen viele kleine Beispiele einfallen, bei denen das Modell nicht gelten könnte.
Konkrete Sprachmuster für von Gleichbeispielsortierern:
· Ja, und …
· Die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht
· Genauso sollten wir es tun
· Da gibt es spontan überhaupt nichts dran auszusetzen
· Das hat uns in anderem Kontext geholfen, und wird uns auch jetzt weiterbringen
Sprachmuster zur Erkennung von Gegenbeispielsortierern:
· Ja, aber …
· Ich glaube nicht, dass unsere Mitarbeiter schon bereit sind
· Da muss ich ihnen widersprechen
· Ich habe aber gelesen, dass das gar nicht stimmt, was hier gesagt wurde
· Das habe ich schon ganz anders überlegt
· Folgendes Erlebnis spricht aber gegen ihr Modell
· Da fällt mir direkt die Ausnahme zur Regel ein
Nutzung des Metaprogramms „Gleichbeispielsortierer | Gegenbeispielsortierer“
Als Führungskraft:
Geht es um Mitarbeiterführung und um die Motivation von Teammitgliedern können wir als Gleichbeispielsortierer viel bewirken. Fokussieren wir uns auf Gemeinsamkeiten und darauf, warum etwas funktionieren kann, kann dies andere Inspirieren. Ein Satz wie: „Deine bewiesenen Fähigkeiten, werden es dir auch in Zukunft ermöglichen deine Ziele zu erreichen.“ wirkt ermutigend. Besonders in unsicheren und volatilen Zeiten sind gute Führungspersönlichkeiten darauf fokussiert, inwiefern die vorhandenen Unternehmensressourcen mit den vom Markt geforderten Fähigkeiten übereinstimmen. Die Gegenbeispielsortierer im Unternehmen benötigen vor allem in Turbulenten Zeiten Visionäre mit starker Gleichbeispielsortierer-Ausprägung
Im Verkauf:
Bemerken wir im Verkaufsgespräch, das unser potentieller Kunde immer wieder Argumente gegen unser Produkt oder unsere Dienstleistung findet, können wir die Kenntnis über dieses Metaprogramm für uns nutzen. Sagt unser Kunde zum Beispiel immer wieder, dass er nicht glaubt, dass die Funktionalitäten einer Software in seiner Organisation nicht funktionieren können, bietet es sich an, zu sagen: „Vermutlich ist ihre Organisation auch noch gar nicht bereit für ein Programm dieser Art.“ Ein echter Gegenbeispielsortierer findet nun sofort viele Gründe, warum seine Organisation absolut bereit für unsere Software ist. Man darf hier natürlich mit nötigem Fingerspitzengefühl vorgehen.
In der Entscheidungsfindung:
Gilt es Entscheidungen in komplexer Umgebung zu treffen, kann es von großem Vorteil sein, darüber zu wissen, in welchem Metaprogramm man gerade unterwegs. Im Modus Operandi des Gegenbeispielsortierers sind Individuen und Gruppen oft träge in der Entscheidungsfindung, da sich zu jeder Option viele Gegenargumente finden. Hier ist es hilfreich die Position des Gleichbeispielsortierers mit an den Tisch zu bringen.

Zusammengefasst:
Erkennen wir, wenn wir in einer Diskussion unbewusst in gewohnte Denkmuster wie Gegen- oder Gleichbeispielsortierer verfallen, können wir durch dieses Bewusstsein die Kontrolle über unser Verhalten gewinnen. Auf diese Weise können wir uns den eigentlichen Inhalten einer Unterhaltung widmen, anstatt in eingefahrenen Denk- und Kommunikationsmustern zu verharren.
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